Digitale Evolution

Die Digitalisierung der Produktion und der Warenwelt wird in den nächsten Jahren unter dem Schlagwort Industrie 4.0 oder Internet of Things deutlich zunehmen, wie der IT-Branchenverband BITKOM in einer aktuellen Studie herausgefunden hat. So rechnet der Verband für Deutschland bis zum Jahr 2025 mit einem zusätzlichen Wertschöpfungspotenzial von 78 Milliarden Euro für die Branchen Maschinen- und Anlagenbau, Elektrotechnik, Automobilbau, chemische Industrie, Landwirtschaft sowie Informations- und Kommunikationstechnologie. Das erwartete Potenzial setzt sich zusammen aus innovativen Produkten, neuen Dienstleistungen und Geschäftsmodellen sowie effizienteren betrieblichen Prozessen. Anwendungen dafür erstrecken sich über die gesamte Wertschöpfungskette; vom Vertrieb über die Produktentwicklung, Produktion/Logistik und die unterstützenden Bereiche.

Aufgrund der stark steigenden Komplexität der Prozesse und dem oft schwer zu durchschauenden Zusammenspiel einzelner Produktionsfaktoren fällt der IT eine Schlüsselrolle bei Optimierungsprogrammen zu. Denn laut BITKOM ist die echtzeitfähige, flächendeckende und intelligente Vernetzung von Menschen, Maschinen, Objekten und ERP-Systemen das Kernelement von Industrie 4.0. Allerdings haben viele mittelständische Betriebe gar keine Kapazitäten, um dieses Potenzial zu nutzen. Im Moment sind sie vor allem mit der Konsolidierung ihrer heterogenen ERP-Systeme beschäftigt, wie das Beratungsunternehmen Detecon im Auftrag des BITKOM herausgefunden hat. Schnelle Expansion in der Vergangenheit ging demnach oft zu Lasten der Integration, und deshalb arbeiten viele Fertigungsbetriebe in fragmentierten IT-Landschaften. Die Folge ist ein unnötig hoher Aufwand für Wartung, Pflege und Know-how-Transfer. Hinzu kommen Reibungsverluste bei internen Abstimmungs- und Konsolidierungsläufen.

Das „Internet der Dinge” ist eine der großen technologischen Umwälzungen der heutigen Zeit mit einem enormen Potenzial für Unternehmen. Neben neuen Marktchancen entstehen vor allem ganz neue Produkte und Dienstleistungen und damit eine neue Qualität von Kundenbeziehungen. Mit Hilfe des „Internet der Dinge” ist das Management einer großen Anzahl von „Dingen” aus der Ferne einfacher möglich. Diese „Dinge” können Bestandteile von Produktionsanlagen sein, Personenaufzüge, KFZ-Teile oder auch Armaturen für das intelligente Bad, wie es Dornbracht vormacht.

Das familiengeführte Unternehmen, mit Hauptsitz in Iserlohn, fertigt seit über 60 Jahren Premium-Armaturen „Made in Germany”. Das Unternehmen setzt seit einigen Jahren auf elektromechanische Systemtechnik, um auch bei modernen Wasser-Anwendungen Innovationsführer zu sein. Elektronische Regler, Taster mit Digitalanzeige, elektronische Ventile und zentrale Steuergeräte erlauben höheren Komfort aber auch ganz neue Anwendungen. Beispielsweise kann die Wassertemperatur in der Dornbracht Dusche elektronisch geregelt und digital angezeigt werden. Oder die Wassermenge, die gerade aus der Armatur in der Küche fließt, kann digital angezeigt und festgelegt werden. Durch die Offenheit und Erweiterbarkeit der Dornbracht Systemtechnik sind den Anwendungen für die Zukunft fast keine Grenzen gesetzt. So könnte zukünftig der Armatur in der Küche einen Spaghetti-Topf automatisch erkennen und genau die richtige Wassermenge abgeben, ohne dass man die Hände von den Topfgriffen nehmen muss.

Technologische Basis für diesen Showcase sind die Cloud-Anwendungen Microsoft Azure Intelligent Systems Services und Dynamics CRM Online. Mithilfe des Microsoft Azure Intelligent Systems Service können maschinengenerierte Daten aus einer Vielzahl an Sensoren und Geräten sicher verknüpft, verwaltet und erfasst werden. Dynamics CRM Online ist die Plattform für Kundenmanagement, die neben flexiblen Werkzeugen für Segmentierung, Kampagnensteuerung und Response Tracking auch Analysen und das Managen von „Internet der Dinge”-Geschäftsprozessen erlaubt.

Der Showcase „Smart Water for Smart Buildings” zeigt die intelligente Vernetzung von Wasseranwendungen in Hotelbädern. Sensory Sky ist eine hochmoderne Erlebnisdusche, deren Dusch- und Wellnessprogramme per Smartphone-App gesteuert werden können. Das Szenario nimmt damit bereits den zukünftigen Anspruch an intelligente Systeme vorweg: Installationen werden zentral gesteuert und überwacht. Das Ziel ist, Systeme zu warten, bevor ein Benutzer ein Problem wahrnimmt.

Aber der Showcase will nicht nur eine neue Qualität der Serviceleistungen aufzeigen, sondern auch, wie dank intelligenter Systeme Ressourcen geschont und ein Umweltbewusstsein gefördert wird. So könnten beispielsweise Hotelgäste auf der Rechnung über ihren Wasserverbrauch informiert werden und einen günstigeren Zimmerpreis erhalten, weil sie Wasser gespart haben. Facility Manager können mit Hilfe grafischer Auswertungen in einem „Wasser-Cockpit” den Verbrauch in einem Gebäude analysieren. So kann beispielsweise die Wassererwärmung an den tatsächlichen Bedarf der Gäste angepasst und dadurch Energie eingespart werden.

Einen „Big Bang“ wird es auf diesem Weg aber nicht geben, eher eine Evolution mit stetig voranschreitender Digitalisierung. Produkte, Geräte und Objekte mit eingebetteter Software wachsen bei Industrie 4.0 zu verteilten, funktionsintegrierten und rückgekoppelten Systemen zusammen. Ich bin davon überzeugt, dass der einzigartige Microsoft Technology-Stack mit beispielsweise Windows Embedded, PowerBI und Dynamics ERP- und CRM-Anwendern die richtigen Mittel liefert, um in Zukunft wettbewerbsfähig agieren zu können.

Autor Frank Naujoks